Unser Experte Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke Sie rund um die Feldwespe und erklärt, was es zu beachten gilt.
- Die Feldwespe - eine Wespe mit langen Beinen
- Das Nest der Feldwespe
- Ist die Feldwespe gefährlich?
- Fazit
ARDAP Expertenwissen kurz & knapp: Das Wichtigste für Sie zusammengefasst

Die Feldwespe - eine Wespe mit langen Beinen
Der schlanke Körper und die langen, herabhängenden Beine fallen bei der Feldwespe im Flug sofort auf. Wir sehen uns diesen friedfertigen Besucher im Garten näher an und gehen auf die Besonderheiten des Insekts ein.
Aussehen und besondere Merkmale
Die Feldwespen (Polistinae) und darunter vor allem die in Deutschland oft vorkommende Haus-Feldwespe (Polistes dominula) weisen äußerlich auf den ersten Blick Ähnlichkeiten zur Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) und Deutschen Wespe (Vespula germanica) auf, sind aber insgesamt zierlicher gebaut.
Die Königinnen messen bis zu 18 Millimeter, die Arbeiterinnen und Drohnen zwischen 11 und 15 Millimeter. Auffällig sind vor allem die sehr langen Hinterbeine und die beiden charakteristischen gelben Flecken auf dem zweiten Hinterleibssegment (Tergit genannt). Während die Vespula-Arten ihre Beine im Flug eng anlegen, lassen die Feldwespen diese herunterhängen. Interessant ist auch, dass bei der Feldwespe eine besondere Zeichnung auf dem Kopfschild fehlt. Dieses ist einfach gelb. Trotz der Ähnlichkeiten wie der gelb-schwarzen Streifen lassen sich Feldwespen daher auf den zweiten Blick doch recht einfach von anderen Wespenarten unterscheiden.
Vorkommen und Verbreitung
In Deutschland ist vor allem die Haus-Feldwespe (Polistes dominula) weit verbreitet. Dank ihrer hohen Anpassungsfähigkeit fällt es ihr leicht, an den verschiedensten Standorten zu überleben. Dennoch bevorzugt sie eher offene und warme Regionen, wie Trockenrasen, Weinberge oder Kiesgruben. Doch auch an der Hausfassade und Dachüberständen fühlt sie sich wohl. In Deutschland siedeln sieben Arten aus der Familie der Feldwespe dauerhaft, in Europa kommen insgesamt 14 Arten vor.
Ursprünglich im mediterranen Raum beheimatet, dehnt sich die Verbreitung dieser kleinen Wespe in den letzten Jahren immer weiter nördlich aus. Eingeschleppt über Schiffe und Flugzeuge hat die Feldwespe es aber auch bis nach Nord- und Südamerika, nach Australien und Neuseeland, Japan, Südafrika und Chile geschafft. Zum invasiven Erfolg tragen das große Beutespektrum und die Fähigkeit dieser Art bei, die Nester direkt an menschlichen Bauwerken zu befestigen.
Lebensweise und Nahrung
Die Feldwespe baut kleine und offene Nester, die aus etwa 50 bis 150 Waben bestehen. Hier halten sich nicht mehr als 30 Arbeiterinnen auf. Die Staatengründung erfolgt nach der Überwinterung der Jungköniginnen im Frühjahr entweder alleine (haplometrotisch) oder in kleinen Schwesterngruppen (pleometrotisch). Die Feldwespen-Völker bleiben einjährig, nur die begatteten Jungköniginnen überleben den Winter.
Für die Larven steht Eiweiß auf dem Speiseplan, das sie aus Fliegen, Raupen und kleinen Spinnen beziehen. Adulte Feldwespen haben es hingegen auf zuckerhaltige Flüssigkeiten abgesehen. Nektar, reife Früchte und Pflanzensäfte liefern ihnen Kohlenhydrate.
Gefährdung und Schutzstatus
Wespen sind in Deutschland grundsätzlich geschützt und das gilt somit auch für die Feldwespen. Da es sich bei dieser Art um harmlose Nützlinge handelt, ist eine Bekämpfung nicht nur unnötig, sondern durch den Gesetzgeber verboten. Anders verhält es sich hier im Bedrohungsfall bei der Deutschen Wespe oder der Gemeinen Wespe.
Feldwespen sind engagierte Schädlingsbekämpfer, die große Mengen an Schadinsekten aus dem Garten entfernen. Zudem betätigen sie sich als Bestäuber und erweisen sich im Zusammenleben als friedliche Nachbarn. Denn anders als die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe interessieren sich die Feldwespen nicht für unsere Süßspeisen oder zuckerhaltigen Getränke und lassen uns in Frieden. Es handelt sich um scheue Insekten, die nur stechen, wenn man direkt ins Nest greift.

Das Nest der Feldwespe
Wie sieht das Nest der Feldwespe aus, wo wird es errichtet und was sind die Besonderheiten? Ein genauer Blick auf die Details lohnt sich.
Wie sieht ein Feldwespennest aus?
Bei den Nestern der Feldwespe handelt es sich um frei hängende Waben. Diese papierartigen und nur bis zu 15 Zentimeter großen Nester weisen eine gräuliche Färbung auf und hängen an einem dünnen Stiel (Petiolus). Dachüberstände oder Mauervorsprünge gehören zu den bevorzugten Standorten. Eine schützende Außenhülle existiert nicht. Damit handelt es sich um eine offene Bauweise, bei der die Eier, Larven und Puppen frei sichtbar sind.
Demgegenüber sind die Nester der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe mit einer mehrschichtigen Schutzhülle umgeben. Deshalb sind die Bauten dieser beiden Arten, die meist unterirdisch oder in dunklen Hohlräumen untergebracht sind, auch deutlich größer, als es bei den Feldwespen der Fall ist.
Woraus bauen Feldwespen ihre Nester?
Feldwespen stellen das für ihren Nestbau erforderliche Papier einfach selbst her. Dafür zerkauen sie Holz- und Pflanzenfasern, um den benötigten Grundstoff zu erhalten. Zäune, Pfosten, Schuppenwände oder trockene Pflanzenstängel dienen dafür zum Beispiel als Quellen. Ihren Speichel verwenden sie dann als eine Art biologischen Leim. Im Ergebnis bauen die Wespen daraus Nester mit geringem Gewicht und hoher Stabilität.
Im Gegensatz zu Deutscher und Gemeiner Wespe verzichten die Feldwespen auf die Umhüllung des Wabentellers mit einer mehrlagigen Papierkugel. Diese offene Ein-Waben-Struktur hat den Vorteil, dass die Insekten weniger Material benötigen und von einer schnelleren Wärmeabfuhr profitieren.
Wo bauen Feldwespen das Nest?
Entscheidend für die Standortwahl sind Faktoren wie Wärme, Trockenheit und eine gute Belüftung. Feldwespen bevorzugen die Sonne und wählen daher Standorte, an denen sich rasch die benötigte Bruttemperatur erreichen lässt. Gleichzeitig sollte das Nest vor Wind und Regen geschützt sein. Daher sind feste Überhänge, Dachvorsprünge oder Fensterläden sowie Mauernischen für diese kleinen Tiere interessant.
Im Garten suchen sich die Feldwespen vertikale Pflanzenstängel oder dünne Zweige aus, um daran ihre Nester zu befestigen. Interessant ist auch, dass diese Insekten an einen einmal gewählten Standort in den Folgejahren gerne zurückkehren. Es ist daher typisch, nach einem Wiederbezug mehrere Vorjahreswaben nebeneinander zu finden.
Wie lange bleiben Feldwespen im Nest?
Die Nestgründung der Feldwespen erfolgt Ende März bis April. Die Aufzucht der Arbeiterinnen findet dann von Mai bis Anfang Juni statt. Seine Maximalgröße erreicht das Nest in der Wachstumsphase von Juni bis Juli. In dieser Phase schlüpfen jeden Tag neue Arbeiterinnen. Männchen (Drohnen) und Jungköniginnen werden von den Feldwespen in der Zeit von Juli bis Anfang September herangezogen. Hier sprechen wir von der Fortpflanzungsphase.
Paarungsflüge können bei warmem Wetter schon im August stattfinden. Der Koloniezusammenbruch findet dann im September oder Oktober vor dem Wintereinbruch statt. Das bedeutet, dass Feldwespen ungefähr fünf bis sechs Monate im Nest bleiben. Den Winter überdauern nur die begatteten Jungköniginnen.

Ist die Feldwespe gefährlich?
Bei Wespen stellt sich immer die Frage, welche konkreten Gefahren von ihnen für den Menschen ausgehen. Wir haben uns das bei der Feldwespe genauer für Sie angesehen.
Stich der Feldwespe
Grundsätzlich verfügen Wespen über einen Wehrstachel und können bei Bedrohungen damit zustechen. Und das kann starke Schmerzen verursachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es überhaupt zu einem Stich kommt, ist bei der Feldwespe jedoch ziemlich gering. Denn diese Art verteidigt sich nur dann, wenn eine entsprechende Gefahr für das Nest droht.
Und selbst wenn es zum unwahrscheinlichen Fall eines Stiches kommen sollte, verursachen diese keine allergischen Reaktionen, da der Stachel selten die menschliche Haut durchdringen kann.
Sollte man die Feldwespe vertreiben?
Die Feldwespe ist eine besonders friedliche Art, die weder vertrieben noch bekämpft werden darf. Im Gegensatz zur Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe – bei denen in begründeten Ausnahmefällen eine Bekämpfung geduldet wird – besteht bei Feldwespen kein Anlass zur Beseitigung oder Umsiedlung.
Diese nützlichen Insekten tragen zur Schädlingsreduzierung bei und spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Statt sie zu verdrängen, sollte man ihre Anwesenheit tolerieren und von ihren ökologischen Vorteilen profitieren.
Um Konflikte zu vermeiden, genügt es, respektvollen Abstand zu halten und ihren Lebensraum nicht unnötig zu stören. Fangen, bekämpfen oder umsiedeln ist bei dieser geschützten Art strikt verboten.
Fazit
Die Feldwespe ist ein bemerkenswertes Insekt mit vielen interessanten Eigenschaften. Die eher kleinen Wespen fallen mit ihrem schlanken Körper auf und schweben mit herabhängenden Beinen umher. Ihre papierartigen Nester sind klein und lassen sich an verschiedenen Orten finden. Eigentlich mögen sie lieber warme Orte, tauchen heute aber selbst in Nordeuropa ganz selbstverständlich auf. Diese anpassungsfähigen Insekten sind sehr friedfertig und fühlen sich von unseren zuckerhaltigen Speisen nicht angelockt. Es ist daher nachvollziehbar, dass Sie die Feldwespen schützen und bei sich willkommen heißen sollten. Wichtig ist es, sich die Unterschiede zur Deutschen Wespe und Gemeinen Wespe zu vergegenwärtigen, die zum Beispiel robuster wirken und deutlich größere Nester bauen. Wenn Sie dann noch auf die bei Feldwespen fehlende Zeichnung auf dem Stirnschild achten, sollte eine Verwechslung praktisch ausgeschlossen sein.