Unser Experte Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, zeigt den richtigen Umgang mit einem Wespenbefall auf und berät ausführlich.
- Die Sächsische Wespe - eine Langkopfwespe mit ganz eigenen Verhaltensweisen
- Achtung Verwechslungsgefahr: Die Sächsische Wespe zuverlässig unterscheiden
- Das Nest der Sächsischen Wespe
- Fazit
ARDAP Expertenwissen kurz & knapp: Das Wichtigste zusammengefasst
Die Sächsische Wespe - eine Langkopfwespe mit ganz eigenen Verhaltensweisen
Nicht alle Wespen sind aggressiv und bedrängen den Menschen. Die Sächsische Wespe (Dolichovespula saxonica) gehört zu den friedlichen Wespenarten und stellt für uns erfreulicherweise keine Bedrohung dar. Sie zeigt kein besonderes Interesse an Obst oder Gebäck, weshalb Nester in der Nähe zumeist kein Problem darstellen. Allerdings lässt sich diese Art leicht mit den schnell aggressiven und potenziell bedrohlichen Gemeinen und auch den Deutschen Wespen verwechseln. Also ist es nützlich, die typischen Merkmale erkennen zu können, um eine Verwechslungsgefahr so weit wie möglich auszuschließen. Denn bekämpfen sollten und dürfen Sie die Sächsische Wespe nicht.

Aussehen und besondere Merkmale: Eine kleine Wespe
Die Sächsische Wespe ist eine schlanke, schwarz-gelbe Langkopfwespe mit folgenden Merkmalen:
- Größe: Königin 15–18 mm, Arbeiterinnen 11–14 mm
- Markantes Zeichen: Dreizackige Zeichnung ("Krone") auf dem Stirnschild
- Körperbau: Zierlicher als Deutsche und Gemeine Wespe, länglicher Kopf
- Verwechslungsgefahr: Ähnelt anderen Wespen, aber die Gesichtszeichnung ist ein sicheres Unterscheidungsmerkmal.
Gegenüber den Kurzkopfwespen - wie die Deutsche oder die Gemeine Wespe - weist die Sächsische Wespe eine insgesamt zierlichere Gestalt auf. Die Arbeiterinnen werden nur zwischen 11 und 14 Millimeter groß, die Königin misst 15 bis 18 Millimeter. Typisch für die Königin der Sächsischen Wespe sind darüber hinaus die besonders kräftige Färbung und ein massiger Brust- und Hinterleib.
Gut erkennbar ist diese Art an ihrem Stirnschild mit dreizackiger Zeichnung (Krone). Dabei ist der Kopf der Arbeiterinnen schlanker und schmaler als bei den Königinnen. Bei den Männchen (Drohnen) wiederum sind die Fühler länger und geknickt.

Vorkommen und Verbreitung
Die Sächsische Wespe ist über ganz Europa nördlich der Alpen angesiedelt. Was die Verbreitung anbelangt, ist die Namensgebung dieser Insektenart also irreführend. Selbst über Asien bis nach Korea und Japan erstreckt sich das Verbreitungsgebiet. In Deutschland ist diese Wespe praktisch überall präsent. Sie gehört sogar zu den am häufigsten vorkommenden Langkopfwespen.
Die Tiere bevorzugen offene Lebensräume, sie dringen aber auch in Siedlungen vor. Im Hinblick auf die Habitatwahl erweist sich die Sächsische Wespe damit als flexibel. Zu finden sind die Tiere zum Beispiel in offenen Kulturlandschaften sowie in Feld- und Heckengehölzen. Lichte Waldhänge suchen sie ebenfalls auf. Im Frühjahr sitzen die Jungköniginnen zumeist alleine an Totholz oder Blüten. Von dort aus beginnen sie mit der Suche nach einem geeigneten Ort für den Nestbau.
Ihre frei hängenden Nester bauen sie dann gerne an Dachbalken oder Gartenschuppen. Auch in den Städten lassen sich daher Sächsische Wespen regelmäßig beobachten.
Lebensweise und Ernährung
Lebensweise der Sächsischen Wespe:
- Baut graue, freihängende Papiernester (oft an Gebäuden wie Scheunen, Gartenhütten, Lauben oder Geräteschuppen)
- Bildet kleine Völker mit max. 300 Tieren
- Friedlich und nicht an menschlicher Nahrung interessiert
Ernährung der Sächsischen Wespe:
- Erwachsene Wespen: Blütennektar und Honigtau (kein Interesse an Süßspeisen!)
- Larven: Werden mit proteinreichem Insektenbrei (z. B. zerkauten Fliegen und anderen Insekten) gefüttert
Zur Lebensweise der Sächsischen Wespe gehört der Bau kugeliger und graugefärbter Nester. Mit ihren Mundwerkzeugen, den Mandibeln, raspeln sie dazu morsches Holz zu einem Holzbrei als Ausgangsmaterial. Der Nestbau findet bevorzugt in lichten Wäldern, in offener Landschaft und sehr häufig auch freihängend in der Nähe von Gebäuden statt. Es ist daher nicht unüblich, Sächsische Wespen als tierische Nachbarn zu haben: auf dem Dachboden und auch in Nebengebäuden wie etwa dem Geräteschuppen, der Gartenhütte oder der Scheune. Eine Kolonie umfasst maximal 300 Tiere.
Blütennektar und Honigtau stehen für die erwachsenen Tiere (Imago) auf dem Speiseplan, denn sie benötigen die Kohlenhydrate daraus, um zu überleben. Die Larven hingegen werden mit proteinreichem Insektenbrei ernährt. Die Arbeiterinnen jagen dafür Fliegen, Mücken und andere Kleininsekten, die sie zu einem Brei zerkauen und dann an ihre Larven verfüttern.
Schutzstatus und Nutzen der Sächsischen Wespe
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es allgemein verboten, Wespen ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu töten oder die Nester zu zerstören. Eine Bekämpfung ist nur bei bestimmten Wespenarten möglich, wenn eine entsprechende Genehmigung durch die Behörde vorliegt, oder ein vernünftiger Grund, wie z.B. Gesundheitsgefahr besteht.
Es gibt Wespenarten, die nach Bundesartenschutzverordnung zu den besonders geschützten Arten gehören. Dazu zählen z.B. die Kreiselwespe, Knopfhornwespe oder auch die in Deutschland heimische Europäische Hornisse. Diese Wespenarten dürfen auf keinen Fall bekämpft werden.
Hierzu zählt die Sächsische Wespe zwar nicht, doch da sie friedlich und weder ein Lästling noch ein Schädling für uns Menschen ist, sollte auch diese Wespenart nicht bekämpft werden. Die Imago der Sächsischen Wespe geht nicht an Kuchen, Eis oder Süßspeisen und stellt keine Bedrohung dar. Vielmehr handelt es sich um einen Nützling, der durch sein Jagdverhalten eine natürliche Schädlingsregulation vornimmt und zudem zahlreiche Wild- und Kulturpflanzen bestäubt.

Achtung Verwechslungsgefahr: Die Sächsische Wespe zuverlässig unterscheiden
Viele Wespenarten sehen sich recht ähnlich, so sind zum Beispiel Farben wie Schwarz und Gelb immer vertreten. Daher kann es schnell passieren, dass der Laie harmlose mit potenziell gefährlichen Wespen verwechselt. Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir wichtige Unterscheidungsmerkmale für die in unseren Breitengraden besonders häufig anzutreffenden Wespenarten aufgeführt.
In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die wesentlichen Merkmale der Sächsischen Wespe (Dolichovespula saxonia) gegenüber der Deutschen (Vespula germanica) sowie der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) auf einen Blick:
Merkmal | Sächsische Wespe | Gemeine Wespe | Deutsche Wespe |
---|---|---|---|
Gesichtszeichnung | Stirnschild mit dreizackiger Zeichnung (Krone) | Stirnschild (Clypeus) mit ankerförmiger Zeichnung | Stirnschild (Clypeus) mit 1 bis 3 Punkten |
Kopfform | Langkopfwespe (größerer Abstand zwischen Augenrand und Oberkieferbasis) | Kurzkopfwespe (deutlich verkürzter Abstand zwischen Augenrand und Oberkieferbasis) | Kurzkopfwespe (deutlich verkürzter Abstand zwischen Augenrand und Oberkieferbasis) |
Größe | Königin: 15–18 mm Arbeiterin: 11–14 mm |
Königin: 16–20 mm Arbeiterin: 11–14 mm |
Königin: 16–19 mm Arbeiterin: 12–14 mm |
Nest-Nähe zum Menschen/Gebäude |
Häufig außen an Gebäuden (Schuppen, Dachstuhl); leicht sichtbar | Oft versteckt im Gebäude (Rolladenkästen, Zwischendecke) oder direkt im Gartenboden | Hohlraumnister, Rollladen- oder Dachbodenkästen; seltener offen; meistens versteckt und weniger gut sichtbar |
Das Nest der Sächsischen Wespe
Wer sich mit einer Wespenart beschäftigt, kann den Nestbau nicht unbeachtet lassen. Die Tiere investieren hier viel Zeit, das graue „Papiergebilde“ der Sächsischen Wespe ist in der Regel kaum zu übersehen. Von uns erfahren Sie, wie der Nestbau erfolgt und was die Besonderheiten sind.
Wo und wie baut die Sächsische Wespe ihr Nest?
Sächsische Wespen suchen sich den Standort für ihr Nest nach bestimmten Kriterien aus. Wichtig ist zum Beispiel Sonnenwärme, damit der Energieaufwand für die Brutheizung geringer ausfällt. Zudem sollte ein Windschutz existieren. Etwa Dachfirste und Hecken sind geeignete Orte. Zudem sollte das Nahrungsangebot in der Nähe groß genug sein, damit die Insekten Flugzeit sparen. Der typische graue Papierballon ist häufig gut sichtbar an Dachvorsprüngen befestigt.
Im Hinblick auf das Material bestehen die Nester aus Fasern, welche die Wespen aus verschiedenen Quellen gewinnen. Diese können zum Beispiel von Brennholz, Holzpfählen oder Karton stammen. Bei den Holzarten bevorzugt diese Wespe Weichhölzer wie z.B. Pappeln. Mit ihrem Speichel verkleben sie diese Fasern. Es ergibt sich ein marmorgraues Streifenmuster, das für die Nester dieser Art typisch ist.

Verteidigt die Sächsische Wespe ihr Nest?
Bei der Sächsischen Wespe handelt es sich um friedfertige Tiere, von denen in aller Regel keine Gefahren für den Menschen ausgehen. Im Alltag verhalten sie sich dem Menschen gegenüber nie aggressiv. Ausnahmen sind aber auch hier möglich und es ist nicht zu vergessen, dass natürlich auch diese Wespen stechen können. Kritisch wird es immer dann, wenn man sich dem Nest zu dicht nähert. Darauf reagieren alle Wespen und nehmen eine Verteidigungshaltung ein. Gehen Sie also nicht zu nah an das Nest heran und vermeiden Sie Erschütterungen.
Vorteilhaft ist auch, dass die Sächsische Wespe nicht an unserer Nahrung interessiert ist. Das ist für Langkopfwespen typisch und vermeidet von vornherein Konflikte. Die Tiere suchen gezielt nach Blüten und nicht nach Kuchen oder Keksen. Selbst wenn sich ein Nest in der Nähe befinden sollte, besuchen die Wespen daher die Terrasse oder den Balkon kaum.
Das Nest der Sächsischen Wespe umsiedeln?
Selbst die friedlichste Wespenart kann eine Gefahr darstellen, wenn das Nest an einer besonders ungünstigen Stelle, etwa direkt am Kinder-Klettergerüst oder -Spielhaus hängt. Befinden sich Allergiker oder ältere und andere immungeschwächte Personen in der Nähe, kann ein Wespenstich - egal von welcher Art - immer ein Risiko darstellen. Liegt eine Ausnahmegenehmigung bzw. ein vernünftiger Grund vor, kann eine Umsiedlung des Nestes der Sächsischen Wespe an einen anderen Ort erfolgen. Doch das ist eine Maßnahme, die Sie nicht in Eigenregie durchführen sollten. Dann ist es besser, sich an einen erfahrenen Schädlingsbekämpfer zu wenden und dessen Rat einzuholen. Die Umsiedlung sollte dann erfolgen, wenn möglichst alle Arbeiterinnen im Nest sind. Das ist in den frühen Morgenstunden oder nachts der Fall. Es muss ein geeigneter neuer Standort gewählt werden und es ist eine Nachkontrolle erforderlich, ob alle Tiere das Nest am neuen Standort auch wiederfinden. Professionelle Hilfe ist hier also unerlässlich.
Fazit
Mit der Sächsischen Wespe ist ein friedliches Zusammenleben problemlos möglich. Diese Art verhält sich nicht aggressiv und sie geht auch nicht an unsere Süßspeisen oder den Grill. Es handelt sich eher um kleine Völker, die im Garten als Nützling aktiv sind und deren Nester wir in der Nähe dulden können, ohne uns einer Gefahr auszusetzen. Sollte es dennoch zu Problemen kommen, reicht es zumeist aus, Abstand zu schaffen oder die Flugbahn der Insekten umzulenken. Mit Hilfe eines Fachmanns kann in Ausnahmefällen auch eine Umsiedlung des Nests samt Wespenstaat erfolgen.