Daher ist es besonders wichtig, die Unterschiede zwischen den einzelnen Arten zu kennen und die Mittlere Wespe möglichst eindeutig identifizieren zu können.
Unser Experte Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, zeigt den richtigen Umgang mit einem Wespenbefall auf und berät Sie zu den notwendigen Schritten.
- Die Mittlere Wespe - ein friedfertiger Zeitgenosse
- Verwechslung ausgeschlossen! Die Mittlere Wespe und andere Arten auf einen Blick unterscheiden
- Nutzwirkung und Schutzstatus der Mittleren Wespe
- Ist die Mittlere Wespe gefährlich?
- Nester der Mittleren Wespe umsiedeln?
- Fazit
ARDAP Expertenwissen kurz & knapp: Das Wichtigste zusammengefasst
Die Mittlere Wespe - ein friedfertiger Zeitgenosse
Die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) wird auch „kleine Hornisse“ genannt und gehört zu den größten staatenbildenden Wespenarten in Deutschland. Es ist daher recht wahrscheinlich, dass Sie irgendwann einmal auf diese Insekten treffen, die aus der Ferne nahezu schwarz erscheinen können. Optisch sind die Tiere auf jeden Fall etwas Besonderes, weil das sonst für Wespen so typische Gelb hier weniger dominant ist.
Die Mittlere Wespe tritt als Nützling auf und steht unter allgemeinem Naturschutz, da sie einen wertvollen Beitrag im Ökosystem leistet. Zudem handelt es sich um friedfertige Insekten und faszinierende Wesen, mit denen eine nähere Beschäftigung überaus interessant ist.
Verwechslung ausgeschlossen! Die Mittlere Wespe und andere Arten auf einen Blick unterscheiden
Merkmal | Mittlere Wespe | Deutsche Wespe | Gemeine Wespe | Europäische Hornisse | Asiatische Hornisse |
---|---|---|---|---|---|
Körperbau | schlank | kompakt | kompakt | auffällig groß | groß |
Färbung | dunkelrot bis schwarz, schmale gelbe Streifen | auffällig gelb-schwarz gestreift, Kopfzeichnung mit 1–3 Punkten | gelb-schwarz gestreift mit ankerförmiger Kopfzeichnung | rot-braun-gelb | schwarze Grundfarbe, gelbe Beinenenden |
Größe Arbeiterinnen | 15–19 mm | 12–16 mm | ca. 15 mm | 25 mm | 17–24 mm |
Verhalten | friedfertig | aggressiv bei (Nest-)Störung | aggressiv bei Bedrohung und Neststörung | friedlich, nur bei Bedrohung aggressiv | aggressiv |
Nestbau | freihängende Papiernester mit Eingangsröhre | in Hohlräumen in und an Gebäuden | häufig in Baumhöhlen oder Nagerbauten | rötlich gefärbt, in Baumhöhlen/Gebäuden | Frühphase: Dachvorsprünge, Hecken Später: hoch in Bäumen |
Bekämpfung | nicht erlaubt | unter Umständen erlaubt (vernünftige Gründe) | unter Umständen erlaubt (vernünftige Gründe) | verboten, besonders geschützt | erlaubt und teils erforderlich |
Aussehen und Besonderheiten
- Größe & Farbe: Königinnen 18-22 mm, Arbeiterinnen 15-19 mm; rotgelb bis fast schwarz gefärbt, mit wenig Gelb.
- Markant: Wird aufgrund der dunklen Grundfärbung oft mit der Asiatischen Hornisse verwechselt, hat aber einen schlankeren Körperbau.
- Name: Sie wird auch “Kleine Hornisse” genannt.
- Kopfzeichnung: Keine auffällige Zeichnung wie bei anderen Wespen, aber kräftige rot-schwarze Färbung.
- Königinnen: Jungköniginnen stark behaart, ältere Königinnen mit abgeriebenen Flügeln und schlankem Hinterleib.
- Drohnen: Männchen haben längere Fühler und keinen Stachel.
- Arbeiterinnen: sind kontrastreicher gezeichnet als die anderen Tiere im Staat.
Die Mittlere Wespe ist leicht an ihrer kräftig dunkelroten Färbung und den schmalen gelben Streifen zu erkennen. Manchmal fällt dieses dunkelrot so dunkel aus, dass die Tiere praktisch schwarz aussehen - insbesondere auf eine größere Distanz. Aufgrund der variablen Färbung kann es zudem passieren, dass wir die Insekten mit der Asiatischen Hornisse verwechseln. Hier gilt es also, im Alltag genau hinzusehen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Mittlere Wespe zu den großen heimischen Wespenarten gehört. Die Königinnen können eine Größe zwischen 18 und 22 Millimetern erreichen. Etwas kleiner sind die Arbeiterinnen und Drohnen, die zwischen 15 und 19 Millimetern in der Länge messen. Die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) ist hier zum Beispiel im Vergleich deutlich kleiner.
Wenn Sie eine Königin der Mittleren Wespe erkennen möchten, sollten Sie bei den Jungköniginnen auf das dichte Haarkleid und die unversehrten Flügel achten. Ihr Hinterleib weist noch üppige Fettreserven auf. Insgesamt wirkt ihr Flug daher träger. Bei den etablierten Königinnen sind die Flügel hingegen bereits ausgefranst und kürzer. Zudem ist die Behaarung abgerieben. Die monatelange Nestarbeit zeigt hier ihre Spuren. Außerdem haben die etablierten Königinnen nach der Eiablage einen schlankeren Hinterleib. Arbeiterinnen wiederum sind kontrastreicher gezeichnet als die anderen Tiere im Staat. Bei den Männchen (Drohnen) können Sie auf die länger wirkenden Fühler achten und darauf, dass der Hinterleib keinen Stachel aufweist.

Mittlere Wespe, Bild: Dolichovespula media-pjt1.jpg, Lizenz: CC-BY-SA-4.0, Quelle: Wikimedia Commons, Aufnahmeort: Wald bei Stuttgart Autor: Pjt56
Herkunft und Verbreitung
Die Mittlere Wespe gehört in der Familie der Faltenwespen (Vespidae) zur Unterfamilie der Echten Wespen (Vespinae) und hier zur Gattung der Langkopfwespen (Dolichovespula). Der wissenschaftliche Name dieser Wespenart lautet Dolichovespula media. Wissenschaftlich erfasst wurde sie erstmals im Jahr 1783 durch den schwedischen Naturforscher Anders Jahan Retzius. Die Art ist heute großräumig vorhanden und lebt in der nördlichen Hemisphäre. Bevorzugt sind Wälder mit Pappel- und anderem Weichholz für den Nestbau. In Mitteleuropa ist diese Art weit verbreitet, wenn auch lokal eher selten anzutreffen. In Südeuropa zum Beispiel ist sie nur in Gebirgslagen wie den Alpen oder den Pyrenäen zu finden.
Zum typischen Lebensraum gehören lichte Wälder und der Waldrand sowie Gebüsche. Beim Weichholz haben die Wespen es auf die verwitterte Rinde abgesehen. Aus diesem Material kauen die Insekten die Papiermasse für ihre Nester. In den Städten ist diese Wespenart mittlerweile auch verbreitet. Das Park- und Siedlungsgrün bietet hier in Hecken, Baumreihen und Obstgärten entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten.
Zu den Besonderheiten des Nestbaus gehören die ein bis fünf Meter über dem Boden frei hängenden Papiernester. Meistens sind diese in Sträuchern oder unter Dachvorsprüngen zu finden. Das Nest besitzt eine Eingangsröhre bzw. eine Art Eingangsschlauch (Vestibül), der senkrecht nach unten ragt. In der Forschung geht man davon aus, dass dieser der Thermoregulation oder der Verteidigung dient.
Demgegenüber ähneln sich die Nester der Deutschen Wespe (Vespula germanica) und der Gemeinen Wespe (Vespula vulgaris) in ihrem papierartigen Aufbau aus zerkautem Holz, weisen aber Unterschiede in Standort und Aussehen auf. Die Deutsche Wespe bevorzugt für ihren Nestbau dunkle, geschützte Hohlräume wie Rollladenkästen, Dachböden, Erdhöhlen oder Mauerspalten. Die Gemeine Wespe hingegen findet sich häufiger im Freien.
Lebensweise und Ernährung
- Nestbau: Baut freihängende Papiernester (oft in Sträuchern oder an Gebäuden) mit charakteristischer Eingangsröhre.
- Volkentwicklung: Nestgründung im April/Mai, Höhepunkt im Juli/August, Auflösung ab August – nur Jungköniginnen überwintern.
- Ernährung (Imago): Ernährt sich von Nektar und Honigtau – kein Interesse an menschlicher Nahrung wie Süßspeisen.
- Larvenfütterung: Arbeiterinnen jagen Insekten (z.B. Fliegen, Mücken) als Nahrungs- und Proteinquelle für die Larven.
- Nützling: Wichtiger Bestäuber und natürlicher Schädlingsvertilger – steht unter Naturschutz!
In Mitteleuropa findet die Nestgründung der Mittleren Wespe von etwa Mitte April bis Anfang Mai statt. Die Jungkönigin baut das für diese Art typische Nest mit Eingangsröhre und verwendet dafür Pappel- oder Weidenfasern. Dieses Nest ist noch nicht voll entwickelt, eignet sich aber bereits, um erste Eier abzulegen und die Larven darin zu füttern. In der Zeit von Mai bis Juni schlüpfen dann die Arbeiterinnen, die Aufgaben wie die Jagd, Larvenfütterung oder den weiteren Nestbau übernehmen. Das ist eine Phase des schnellen Wachstums mit der Bildung vieler zusätzlicher Waben. Den Höchststand erreicht das Wespenvolk dann etwa im Juli oder Anfang August. Hunderte Arbeiterinnen sind nun aktiv. Jetzt spielt auch schon die Aufzucht von Drohnen und Jungköniginnen eine Rolle. Bereits Mitte bis Ende August erfolgt dann die Staatsauflösung. Die alte Königin stirbt und das gesamte Volk erlischt mit Ausnahme der durch die Drohnen begatteten Jungköniginnen. Letztere verlassen das Nest und begeben sich auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Die Überwinterung findet dann von Oktober bis Anfang April statt. Dafür müssen sich die Jungköniginnen zuvor ausreichende Fettreserven angefressen haben.
Im Hinblick auf die Ernährung stehen Nektar und Honigtau für die erwachsenen Tiere (Imago) auf dem Speiseplan. Die Larven hingegen ernähren sich von Insekten, denn zum raschen Wachstum benötigen die Larven Proteine. Die Arbeiterinnen zerkauen dazu die Beutetiere zu einem Brei und reichen diesen an die Larven weiter.

Nutzwirkung und Schutzstatus der Mittleren Wespe
Die Mittlere Wespe ist eine friedfertige Art, welche die Nähe zum Menschen überwiegend meidet. Zudem ist sie ein Nützling, den wir nicht achtlos bekämpfen dürfen. Ebenso wie alle anderen Wespen steht sie unter dem allgemeinen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes, auch wenn sie als Art hier nicht explizit aufgeführt ist. Die Mittlere Wespe ist fast so groß wie die Europäische Hornisse, die nach Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt ist. Farblich sieht sie jedoch der Asiatischen Hornisse zum Verwechseln ähnlich, beide sind dunkel und überwiegend schwarz gefärbt. Eine Bekämpfung der Kleinen Hornisse, wie die Mittlere Wespe daher auch genannt wird, ist jedoch nicht erlaubt, bzw. auch nicht notwendig, da sie nicht aggressiv ist.
Die Nutzwirkung der Mittleren Wespe bezieht sich unter anderem auf die biologische Schädlingskontrolle. Da für die Aufzucht der Larven das Protein anderer Insekten notwendig ist, fangen die Arbeiterinnen zum Beispiel Fliegen und Mücken in großer Zahl ein. Diesen positiven Effekt spüren Sie auch als Privatperson in Ihrem Obst- oder Gemüsegarten. Dank der emsigen Arbeit der Wespen fällt der Schädlingsdruck geringer aus. Darüber hinaus erbringt diese Insektenart eine wichtige Bestäubungsleistung. Da die erwachsenen Tiere Kohlenhydrate benötigen, besuchen sie verschiedene Pflanzen und transportieren dabei Pollen. Die Mittlere Wespe sollte man daher im Garten willkommen heißen.

Ist die Mittlere Wespe gefährlich?
Die Mittlere Wespe ist ein friedlicher Zeitgenosse. Eine Gefahr für den Menschen geht von diesem Insekt in aller Regel nicht aus. Trotzdem ist es wichtig zu bedenken, dass Wespen grundsätzlich immer stechen können - und das ist in Ausnahmefällen auch bei der Mittleren Wespe so.
Entscheidend ist, wo sich das Nest befindet. Ist dies zum Beispiel an der Terrassenüberdachung oder an der Balkonbrüstung der Fall, kann dadurch durchaus eine Gefährdung für Mensch und Haustier bestehen. Denn Wespen verteidigen ihre Nester und mögen es überhaupt nicht, wenn wir oder unsere Haustiere diesen zu nahe kommen. Wenn Sie die Wespen reizen und sich in ihren Verteidigungsradius begeben, ist es also durchaus möglich, dass Sie angegriffen werden.
Problematisch sind in Bezug auf Insekten wie die Mittlere Wespe dennoch vor allem Unwissenheit und Angstreaktionen. Typisch ist dabei insbesondere die Verwechslung mit Hornissen, was schnell zu Überreaktionen führen kann, obwohl zumindest die Europäische Hornisse ebenfalls eine friedfertige Art ist, welche die Menschennähe meidet.
Zur Asiatischen Hornisse besteht auf den ersten Blick eine Ähnlichkeit aufgrund der dunkel anmutenden Grundfärbung. Allerdings ist diese invasive Art größer und an ihren gelben Beinenden gut zu unterscheiden.
Hektische Armbewegungen sind grundsätzlich wenig hilfreich und sollten in der Nähe von Wespen prinzipiell vermieden werden. Etwas anders sieht die Situation bei Personen mit Allergien aus. Für diese kann ein Wespenstich potenziell lebensbedrohlich sein. Dann ist es eventuell sogar erforderlich, das Nest der Mittleren Wespe umzusiedeln.

Nester der Mittleren Wespe umsiedeln?
Unter bestimmten Umständen kann von einem Wespennest eine so große Gefahr ausgehen, dass eine Umsiedlung der Kolonie erforderlich werden kann – etwa wenn Kleinkinder oder Allergiker gefährdet sind. In jedem Fall muss eine akute Gefährdung vorliegen. Für eine Umsiedlung benötigen Sie einen triftigen, nachweisbaren Grund sowie einen sachkundigen Fachmann. Ohne eine Ausnahmegenehmigung, beispielsweise durch die Untere Naturschutzbehörde, darf nicht eigenständig gehandelt werden. Dass das Nest optisch stört oder die Wespen als lästig empfunden werden, reicht als Begründung nicht aus. Eine Prüfung durch einen Fachmann ist daher dringend empfehlenswert.
Eine Umsiedlung kann eventuell auch dann infrage kommen, wenn sie für die Durchführung einer baulichen Maßnahme erforderlich ist. Das kann eine Dachsanierung sein oder der Gerüstbau. Zumeist verlangt die Behörde hier aber einen Nachweis der Unvermeidbarkeit. Sollte die Umsiedlung tatsächlich genehmigt sein, sollte diese im Mai bis Juli erfolgen, weil die Erfolgsquote in dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß besonders hoch ist. Auch hier ist eine Beratung und Durchführung durch einen Fachmann unbedingt erforderlich.
Fazit
Die Mittlere Wespe (Dolichovespula media) ist ein ausgesprochen friedfertiger und unproblematischer Zeitgenosse. Während sich ihre Verwandten - die Deutsche und die Gemeine Wespe - gerne über unseren Kuchen oder das Grillfleisch hermachen und dadurch sehr lästig und auch gefährlich werden können, zeigt die Mittlere Wespe kein Interesse an menschlicher Nahrung. Sie ernährt sich stattdessen von Nektar, Pflanzensäften und erbeuteten Insekten wie Fliegen oder Mücken.
Diese Wespenart ist nicht nur harmlos, sondern auch sehr nützlich. So trägt sie zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei, indem sie Blattläuse und andere Insekten jagt. Eine friedliche Koexistenz ist daher problemlos möglich und kann sogar vorteilhaft sein.
Achten Sie darauf, dass Sie diesen Nützling nicht mit der Gemeinen Wespe, der Deutschen Wespe oder der Asiatischen Hornisse verwechseln, damit Sie die Mittlere Wespe nicht versehentlich bekämpfen.