Goldwespe sitzt auf Blüte

Die Goldwespe im Überblick

Optisch gehören Goldwespen zu den spektakulärsten Wespenarten. Sie sind zwar winzig, von ihrer Farbgebung her aber umso interessanter. Besonders auffällig ist dabei ihr rubinroter Hinterleib. Sie verhalten sich friedlich, auch wenn sie im Prinzip stechen könnten. Ihre Rolle als Nützling steht ganz klar im Vordergrund. Daher gehören sie nicht zu den Wespenarten, die den Schädlingsbekämpfer auf den Plan rufen. Es ist also wichtig, dass Sie Goldwespen zuverlässig von schädlichen Insekten unterscheiden können. Wir helfen Ihnen dabei und vermitteln das notwendige Hintergrundwissen.

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Unser Experte Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, informiert über Goldwespen und andere Wespenarten.

Inhalt
ARDAP Expertenwissen kurz & knapp: Das Wichtigste für Sie zusammengefasst

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Goldwespe ist ein Oberbegriff für eine vielseitige Insektenfamilie.
Zu den Goldwespen gehören weltweit über 4000, in Mitteleuropa etwa 120 Arten.
Wir stellen Ihnen hier die Gemeine Goldwespe (Chrysis ignita) als Leitart vor, auf die sich alle unsere Angaben beziehen.
Die Gemeine Goldwespe - auch Feuer-Goldwespe genannt - glänzt smaragdblau und rubinrot.
Trotz ihrer geringen Größe ist sie eine beeindruckende Erscheinung.
Die Goldwespen schmuggeln ihre Eier in fremde Brutkammern und entwickeln sich dort parasitär.
Für den Menschen ist die Goldwespe völlig ungefährlich, da sich diese Tiere besonders friedfertig verhalten.

Die Goldwespe - eine kleine Wespe im metallisch glänzenden Gewand

Bei dem Wort Goldwespe handelt es sich um einen Oberbegriff für eine vielgestaltige Insektenfamilie (Chrysididae). Wir schauen uns in diesem Blog die Gemeine Goldwespe (Chrysis ignita) als eine von sehr vielen Arten genauer an. Anhand dieser wollen wir die Goldwespen beispielhaft beschreiben. Die Goldwespe ist an ihrem metallischen Glanz leicht zu erkennen. Sie besitzt aber noch einige weitere charakteristische Merkmale, die eine Unterscheidung von anderen Wespenarten erleichtern.

Goldwespe

Aussehen und Besonderheiten

Die Arten innerhalb der Familie der Goldwespen gehören biologisch (taxonomisch) zu den Wespen (Taillenwespen), sehen aber ganz anders aus als die uns bekannten Wespen, wie die Deutsche oder die Gemeine Wespe. Im Alltag fällt die Goldwespe häufig kaum auf. Das liegt vor allem an ihrer geringen Größe. Nur 4 bis 13 Millimeter messen die erwachsenen Tiere. Zwischen Weibchen und Männchen bestehen dabei praktisch keine Unterschiede. Kopf und Thorax schillern smaragd- bis kobaltblau, häufig ist auch ein Hauch von Gold zu erkennen. Das Abdomen hingegen leuchtet rubin- bis kupferrot. Es sind mikroskopisch feine Rillen im Chitinpanzer, die diese Farbenpracht entstehen lassen[1]. Zu den wichtigen Merkmalen der Goldwespe gehört es weiterhin, dass von den Hinterleibssegmenten nur drei sichtbar sind. Zudem sind die Flügel bei dieser Art glasklar.

Über einen funktionierenden Giftstachel verfügen die Goldwespen nicht. Dieser ist stattdessen bei den Weibchen zu einem Legebohrer reduziert. Für die Verteidigung setzen die Wespen auf ihren harten und mehrschichtig aufgebauten Panzer. Die Goldwespen können sich einrollen, wenn Gefahr droht, und bieten dann kaum noch Angriffsfläche. Sie nehmen für die Verteidigung also eine Art Schildkrötenhaltung ein. Zu ihren Verteidigungsstrategien gehört weiterhin die sogenannte Thanatose. Dabei verharrt die Wespe reglos und täuscht einen toten Käfer vor. Wir haben es also mit einer cleveren Insektenart zu tun, die sich vielfältig zu schützen weiß und dabei grundsätzlich sehr friedfertig ist.

Herkunft und Verbreitung

Bekannt ist die Goldwespe bereits seit dem Jahr 1758. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné hat sie erstmals beschrieben. Der noch heute gültige Name Chrysis ignita leitet sich als Gattungsname aus dem Griechischen ab und bedeutet „goldenes Gefäß“. Die winzigen Wespen stammen ursprünglich aus dem westlichen Eurasien. Heute ist die Art bis nach Nordafrika, Nordchina und Japan verbreitet und sie ist bei uns quer durch Europa anzutreffen. Tatsächlich gehört die Goldwespe in Mitteleuropa zu den am häufigsten auftretenden Stechimmen. In Deutschland kann man sie in jedem Bundesland nachweisen. Sogar in den Alpen, in Höhenlagen von bis zu 2000 Meter über dem Meeresspiegel, kommt sie vor[2]. Es ist also klar erkennbar, dass es sich ihrer Verbreitung nach um eine überaus erfolgreiche Art handelt.

Die Goldwespe weiß sich anzupassen und findet überall geeignete Bedingungen für die Erweiterung ihrer Population. Vom mageren Küstendünenrasen bis in urbane Hinterhöfe hinein findet diese Art das geeignete Mikroklima für ihre Entwicklung. Sonnendurchwärmte Totholzstrukturen, Lehmböschungen oder sandige Halden dienen als Nistplätze. In den Siedlungsbereichen kann sie sich aber auch in Insektenhotels einrichten. Die Goldwespen fühlen sich auch in unseren Gärten, auf der Terrasse oder an der Hausfassade wohl.

Abbildung der Herkunft von Goldwespen

Lebensweise und Ernährung

Die Goldwespe ist ein faszinierendes Beispiel für Brutparasitismus – eine Strategie, bei der sie ihre eigenen Nachkommen auf Kosten anderer Arten aufzieht. Anders als soziale Wespen oder Bienen baut sie keine eigenen Nester, sondern nutzt die Brutkammern von Wespen- und Bienenarten als "Kinderstube" für ihren Nachwuchs.

Die Goldwespen-Larve schlüpft frühzeitig und ernährt sich entweder vom Wirts-Ei/Larve oder vom eingelagerten Proviant. Da sie keine eigene Nahrung sammeln muss, entwickelt sie sich schnell und verpuppt sich noch in derselben artfremden Wabe. Statt einer jungen Biene oder Wespe schlüpft schließlich eine neue Goldwespe aus dem Kokon. Auf diese Weise halten Goldwespen die Bestände ihrer Wirtsarten in Schach und verhindern Überpopulationen.

Neben der Nutzung von Nahrung aus Wirtsnestern für ihre Larven, ernährt sich die erwachsene Goldwespe (Imago) von Nektarquellen. Doldenblütler sind dabei für diese Art besonders interessant. Die Blüten müssen leicht zugänglich und ungefüllt sein, weil die Goldwespen nur über einen kurzen Saugrüssel verfügen. Hier nehmen sie Zuckerlösungen und Pollen auf und versorgen sich auf diese Weise mit Energie. Es ist naheliegend, dass sie dadurch auch eine erhebliche Bestäubungsleistung erbringen. Das ist ein weiterer Grund dafür, warum wir bei der Goldwespe auch immer von einem Nützling für das Ökosystem sprechen.

Während ihrer Entwicklung vom Ei zum schillernden Imago durchläuft die Goldwespe eine holometabole, das heißt vollständige Metamorphose. Dazu gehören neben dem Ei-Stadium auch die beiden Entwicklungsstufen Larve und Puppe, bis hin zum Imago.

Goldwespen orientieren sich bei ihrem Tagesrhythmus stark an der Sonne. Ihre Aktivität findet daher vor allem am späten Vormittag bis zum Nachmittag statt, wenn die Hitze am größten ist. Abends suchen sie sich geschützte Bereiche wie Ritzen unter Borke, um hier zu übernachten. Obwohl man sie in kleineren Gruppen mit anderen Tieren ihrer Population zusammen antreffen kann, gehört die Goldwespe zu den solitär (allein) lebenden Arten.

Ist die Goldwespe gefährlich?

Die Goldwespe gehört zu den Wespenarten, die für den Menschen vollkommen ungefährlich sind. Daher ist eine Bekämpfung nicht erlaubt und sie ist auch nicht notwendig. Denn hierbei haben wir es mit friedfertigen Tieren zu tun, die den Menschen ohnehin meiden. Ihr Legestachel ist nicht mit Giftdrüsen verbunden und stellt daher auch für Allergiker keine Beeinträchtigung dar.

Damit unterscheidet sich die Goldwespe erheblich von der Deutschen und der Gemeinen Wespe, die vor allem als Gesundheitsschädlinge eine echte Gefahr darstellen können. Wenn sich Goldwespen in ihrem Garten ausbreiten, können sie also vollkommen entspannt bleiben und den schillernden Anblick genießen.

Goldwespe auf Blüte

Leben und leben lassen - die Goldwespe meidet die Nähe zum Menschen

Große Kolonien bauen die Goldwespen nicht. Sie leben allein und haben es darauf abgesehen, lautlos in die Wirtsnester einzudringen. Hier wäre das Agieren in größeren Gruppen nur hinderlich. Goldwespen sind defensiv und greifen Menschen nicht an. Tatsächlich ergreifen sie sofort die Flucht, wenn wir uns ihnen nähern.

Anders als die Deutsche und die Gemeine Wespe zeigt die glänzende Chrysis ignita kein Interesse an Kuchen, Limonade oder Grillfleisch. Wenn sie es auf Zucker abgesehen hat, bezieht sie diesen lieber über Blüten und Honigtau. Das gestaltet das Zusammenleben mit dieser Insektenart deutlich entspannter. Hinzu kommt, dass die scheuen Tiere in intensiv genutzten Gärten häufig nicht mehr genügend Rückzugsmöglichkeiten finden. Daher kommen sie oft nur für einen kurzen Blütenbesuch vorbei. Und dieser ist für viele unserer Wild- und Gartenkräuter wichtig. Es gibt also keinen Grund, eine Wespe zu fürchten, die friedfertig ist, den Menschen meidet und sich sogar noch in unserem Ökosystem nützlich macht.

Denken Sie daran, dass es verboten ist, Wespen ohne vernünftigen Grund zu fangen, zu töten oder deren Nester zu zerstören. Die Tiere stehen unter dem allgemeinen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes[3]. Bei der Goldwespe ist die Bekämpfung grundsätzlich verboten. Nur bei Arten wie der Deutschen und der Gemeinen Wespe kann die Bekämpfung in begründeten Fällen geduldet werden. Die Asiatische Hornisse, die auch zu den Wespenartigen gehört, sollte sogar bekämpft werden.

Fazit

Goldwespen sind faszinierende und ökologisch wertvolle Insekten, die trotz ihres auffälligen metallischen Glanzes oft übersehen werden. Da sie kein Gift besitzen und nicht aggressiv sind, besteht keinerlei Grund zur Sorge, wenn sie im Garten oder auf dem Balkon auftauchen. Im Gegenteil: Ihr friedliches Verhalten und ihre Rolle als Bestäuber machen sie zu wichtigen Helfern im Ökosystem.

Ein besonderer Nutzen der Goldwespen liegt in ihrer Lebensweise als Brutschmarotzer. Sie parasitieren bei anderen solitären Wespenarten, indem sie ihre Eier in deren Nester legen. Dadurch tragen sie zur natürlichen Regulation dieser Insektenpopulationen bei, ohne selbst Schaden anzurichten. Diese biologische Kontrolle ist ein ausgeklügelter Mechanismus der Natur, der dazu beiträgt, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.

Zwar steht die Gemeine Goldwespe (Chrysis ignita) derzeit nicht auf der Roten Liste gefährdeter Arten, doch wie alle wildlebenden Tiere genießt sie Schutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG). Das bedeutet, dass sie nicht getötet werden dürfen. Vielmehr sollte man sich freuen, wenn diese schillernden Insekten im Garten auftauchen – sie sind ein Zeichen für eine intakte Natur.



Häufig gestellte Fragen

Kann die Gemeine Goldwespe stechen? +

Ja, theoretisch schon, aber sie ist für den Menschen harmlos.

  • Die Weibchen besitzen einen Stachel, nutzen ihn aber fast ausschließlich zur Eiablage (Parasitierung von Solitärbienen- und Wespenlarven).
  • Goldwespen sind nicht aggressiv und stechen nur, wenn sie extrem bedrängt werden – selbst dann ist der Stich kaum spürbar.
Wo lebt die Gemeine Goldwespe? +
  • Verbreitung: Europa, Nordafrika, Teile Asiens.
  • Lebensraum:
    • Sonnenexponierte Orte wie Trockenmauern, Holzpfähle, sandige Böden (Nistplätze ihrer Wirtsarten).
    • Oft in Gärten, Parks oder an Waldrändern – überall, wo Solitärbienen (z. B. Mauerbienen) oder Faltenwespen nisten.
Wie groß sind Goldwespen? +
  • Körperlänge: 5–12 mm (je nach Art)
  • Besonderheiten:
    • Auffällig metallisch glänzend (blau, grün, rotgold).
    • Schlanker Körperbau mit hartem Chitinpanzer (Schutz gegen Bienenstiche beim Eindringen in Nester).
Was essen Goldwespen? +
  • Erwachsene Tiere: Nektar und Pollen (ernähren sich wie Bienen von Blüten).
  • Larven: Entwickeln sich parasitoid in den Nestern von Solitärbienen oder -wespen und fressen deren Larven bzw. Vorräte (Kuckucksverhalten).

Quellenangaben

  1. Wildlife Photography by Erik Karits
  2. Kommentierte Rote Liste der Goldwespen Hessens
  3. Bundesnaturschutzverordnung

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Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, Tierarzt & Parasitologe

Autor - Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, Tierarzt & Parasitologe

Professor Dr. med. vet. Norbert Mencke ist seit 2020 als veterinärmedizinisch wissenschaftlicher Dienst beratend für die Ardap Care GmbH tätig und ein Experte der Parasitologie mit langjähriger Erfahrung in Forschung und Lehre.

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