Gemeinsam mit unserem Experten Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, Fachtierarzt für Parasitologie, geben wir Ihnen Unterstützung bei einem Ameisenbefall im Haus, auf der Terrasse und dem Balkon.
- Zur Biologie der Ameise
- Heimische Ameisenarten
- Eingeschleppte Ameisenarten in Deutschland
- Was hat es mit der Fliegenden Ameise auf sich?
Zur Biologie der Ameise
Es lässt sich nicht leugnen, dass es sich bei Ameisen um besondere Insekten handelt, deren individuelle Biologie sehr faszinierend ist.
Einordnung
Ameisen gehören zu den sogenannten Hautflüglern (Hymenoptera), einer für die Natur wichtigen Insektenordnung, zu der auch Bienen und Wespen zählen. Die Ameisen werden in der Ordnung der Hautflügler in der Familie Formicidae zusammengefasst. Weltweit sind tausende Ameisenarten bekannt. Besonders interessant ist die Fähigkeit der Ameisen, in verschiedenen Lebensräumen zu überleben. Daher lohnt es sich, neben den heimischen auch eingeschleppte Arten und deren Besonderheiten zu betrachten. Jede Ameisenart zeigt dabei andere Lebens- und Verhaltensweisen. Ameisen sind grundsätzlich nützliche Insekten in der Natur. Sie haben eine Funktion in den Ökosystemen. Nicht jede Ameisenart stellt daher für uns ein Problem dar oder kommt direkt ins Haus und richtet dort Schäden an. Hier gilt es zu differenzieren und dafür ist Hintergrundwissen erforderlich.

Aussehen und Lebensweise
Ameisen bilden komplexe soziale Strukturen und leben zumeist in klar definierten arbeitsteiligen Sozialverbänden, mit einer Königin an der Spitze, Arbeiterinnen und teilweise auch männlichen Drohnen. Diese Insekten leben in Kolonien oder Staaten organisiert und können mittels Pheromonen untereinander effektiv kommunizieren. Mit den ebenfalls staatenbildenden Termiten sind die Ameisen jedoch nicht näher verwandt.
Der Körperbau der Ameisen gliedert sich in Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Dieser Aufbau ist für Insekten typisch. Flügel weisen in der Regel nur die geschlechtsreifen Männchen und Weibchen auf. Arbeiterinnen besitzen gemeinhin keine Flügel. Fliegende Ameisen stellen also keine eigene Art oder Unterart dar.
Aufgabe im Ökosystem
Bei Ameisen ist es wichtig zu verstehen, dass sie einen festen Platz im komplexen Ökosystem haben, in dem sie wichtige nützliche Aufgaben übernehmen. Aber diese Insekten können sowohl als Nützlinge, als auch als Schädlinge auftreten. Davon hängt ab, wo sie zu finden sind und ob daraus resultierend Maßnahmen für die Abwehr oder Bekämpfung erforderlich sind. Ohne Schadwirkung sind einige Arten sind sogar streng geschützt. Hier wäre zum Beispiel die Rote Waldameise (Formica rufa) zu nennen.
Für unser Ökosystem haben Ameisen eine große Bedeutung. So beteiligen sie sich zum Beispiel an der Bodenverbesserung, weil sie diesen durch ihren Nestbau auflockern und einen Nährstoffeintrag leisten. Weiterhin beseitigen Ameisen in der freien Natur Schädlinge und Aas, weshalb sie auch als “Polizei des Waldes” bezeichnet werden. Eine Arbeiterin ist in der Lage, das 10- bis 50-fache ihres eigenen Körpergewichts zu tragen. Auch sind Ameisen Nahrung für viele Tierarten.
Artenvorkommen in Deutschland und weltweit
Ameisen kommen in allen tropischen, subtropischen und gemäßigten Klimazonen vor - und das auf allen Kontinenten. Insgesamt sollen zwischen 20.000 und 30.000 Arten existieren, 14.000 davon sind beschrieben. In Deutschland sind 114 Ameisenarten beschrieben. Darunter fallen auch einige eingeschleppte Arten.
Heimische Ameisenarten
In Deutschland sind es vor allem acht wichtige Arten, die eine nähere Betrachtung verdienen. Diese unterscheiden sich in ihrem Aussehen und auch in ihrer Schadwirkung.

Braune Wegameise
Der lateinische Name für die Braune Wegameise lautet Lasius brunneus. Dieser stammt vom hell-bronze braun gefärbten Kopf der Ameisen. Der mittlere Körperabschnitt zeigt eine gelblich-braune Färbung und der Hinterleib ist dunkelbraun bis schwarzbraun. Die Arbeiterinnen erreichen eine Länge von drei bis vier Millimetern. Bei den geflügelten geschlechtsreifen Tieren fehlt die deutliche Zweifarbigkeit. Nach der Begattung werfen die Weibchen ihre Flügel ab. Königinnen und Arbeiterinnen sind ungeflügelt. Im Hinblick auf die Schadwirkung gehört die Braune Wegameise zu den holzzerstörenden Ameisen. Sie ist damit ein Materialschädling, der seinen Nestbau in Häusern vornimmt. Da sich die Arbeiterinnen versteckt bewegen, fällt ein Befall häufig erst spät auf.

Schwarze Wegameise
Die Schwarzgraue Wegameise (Lasius niger) heißt auch Schwarze bzw. Mattschwarze Wegameise oder Schwarze Gartenameise. Hierbei handelt es sich um die in Deutschland am häufigsten vorkommende Ameisenart. Ihre Nester finden sich zumeist im Erdreich, unter Gras oder zwischen Steinplatten und in Hohlräumen. Kleine Kraterwälle am Boden sind ein typischer Hinweis auf einen Nestzugang der Schwarzgrauen Wegameise. Diese Insekten ernähren sich von Zucker und anderen Insekten und suchen im Haus Fleisch und Süßigkeiten und können so zu Schädlingen werden. Die Schwarze Wegameise kann auch höher gelegene Stockwerke im Gebäude problemlos erreichen.

Gelbe Wiesenameise
Die Gelbe Wiesenameise (Lasius flavus) heißt auch Maulwurf-Ameise. In Mitteleuropa gehört sie zu den am häufigsten vorkommenden Ameisen. Die Arbeiterinnen können bis zu 4,5 Millimeter lang werden. Die Farbe bewegt sich zwischen zartgelb und braungelb. Eine Verwechslung mit der Gelben Wegameise ist leicht möglich. Interessanterweise verlassen diese Ameisen kaum ihr Nest, weil sie sich vom Honigtau der Wurzelläuse ernähren, die sie selbst züchten. Sie sind keine Schädlinge, sondern Nützlinge. Ihre Nester weisen daher kaum Ausgänge auf.
Gemeine Rasenameise
Die Gemeine Rasenameise (Tetramorium caespitum) wird auch als „die Sonnenliebende" bezeichnet. In Mitteleuropa kommt sie besonders häufig vor. Ihre Nester baut sie entweder im offenen Feld oder auch unter Steinen. Die Arbeiterinnen messen zwischen 2,5 und 4 Millimetern. Ihre Beine, Antennen und Mundwerkzeuge zeigen eine gelblich-braune Färbung. Ansonsten ist der Körper dunkelbraun bis schwarz. Hierbei handelt es sich um eine weitere Ameisenart, die aggressiv reagiert, wenn z.B. ihre Nester zerstört werden.

Rote Waldameise
Die Rote Waldameise (Formica rufa) stellt eine Besonderheit dar. Denn diese Ameisenart steht unter Naturschutz. Sie gehört der Unterfamilie der Schuppenameisen (Formicinae) an und zeigt eine überwiegend rote Färbung. Die Oberseite des Kopfes und die Gaster sind jedoch schwarz, ebenso wie die Beine - mit Ausnahme der Gelenke. Die Arbeiterinnen werden bis zu 4,5 Millimeter lang, die Männchen bis zu elf. Die Rote Waldameise ist besonders stark und kann im Verbund sogar Mäuse bis ins Nest tragen. Ihre Mundwerkzeuge sind kräftig ausgebildet. Verbreitet ist sie vor allem an den Rändern von Laub- und Nadelwäldern.

Schwarze Rossameise
Die Schwarze Rossameise (Camponotus ligniperda) ist die größte einheimische Ameisenart. Die Arbeiterinnen messen mehr als einen Zentimeter und sind wehrhaft bzw. aggressiv. Schwarz sind bei diesen Insekten der Kopf und der Hinterleib, der mittlere Körperabschnitt hingegen ist rötlich gefärbt. Diese Insekten bauen ihre Nester bevorzugt im Holz stehender Bäume oder im wurzelnahen Erdreich. Es kommt jedoch auch vor, dass sie verbautes Holz besiedeln. Dort können sie große Schäden an der Bausubstanz anrichten.

Blutrote Raubameise
Die Blutrote Raubameise (Formica sanguinea) gehört zur Gattung der Waldameisen. Eine rote Färbung weisen Kopf, Brust (Mesosoma), die Verbindung zum Hinterleib (Stielchenglied) und Beine auf. Der Hinterleib (Gaster) ist schwarz. Verbreitet ist die Blutrote Raubameise in Europa und auch in Teilen Afrikas. Selbst in China und Japan sowie auf der koreanischen Halbinsel kommt sie vor, ebenso wie im westlichen Nordamerika. Auf Trockenrasen fühlt sie sich auch im offenen Feld wohl und ansonsten am Waldrand. Sie bevorzugt grundsätzlich trockene Standorte. Ihren Namen verdankt diese Ameisenart ihrer Lebensweise. Sie überfällt andere Ameisennester und nimmt deren Puppen als Nahrung mit ins eigene Nest oder zieht diese als Sklaven auf. Für das ökologische Gleichgewicht leistet sie einen wichtigen Beitrag, da sie als Nützling zum Erhalt eines Nährstoffkreislaufs, der Bodenbildung sowie der Regulierung anderer Schädlingspopulationen ihren Beitrag leistet.
Gelbe Diebsameise
Die Gelbe Diebsameise (Solenopsis fugax) wird auch Diebische Zwergameise oder „Die Feurige“ genannt. Auch wenn der Name es anders vermuten lässt, ist sie ein Nützling. Ihren Nestbau nimmt diese Art unterirdisch im offenen Feld vor oder auch im Schutz von Steinen. Sie ernähren sich kleptobiotisch, d.h. sie nehmen Nahrung bei anderen Ameisenarten, von Aas und kleinen Gliederfüßern, aber auch von unterirdisch lebenden Blatt- und Schildläusen auf. Auffällig sind die winzig kleinen Arbeiterinnen, die nur 1,5 bis drei Millimeter messen. Die Männchen sind mit bis zu fünf und die Weibchen mit bis zu 6,5 Millimetern deutlich größer.
Heimische Ameisenarten - eine Übersicht
Ameisenarten Übersicht
Färbung: hellbraun bis dunkelbraun
Größe der Arbeiterinnen: 3,0 bis 4,0 mm
Vorkommen: In lichten Wäldern und Gärten
Besonderheiten: Siedeln sich in Baumaterialien an und können diese zerstören
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: holzzerstörend
Färbung: schwarz bis dunkelbraun
Größe der Arbeiterinnen: 3,0 bis 5,0 mm
Vorkommen: Urbane Gebiete und Wiesen
Besonderheiten: Finden sich auch in Gebäuden
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Hygiene, strukturell
Färbung: gelblich mit einem Hauch von Braun
Größe der Arbeiterinnen: 2,0 bis 4,5 mm
Vorkommen: Wiesen und offene Grasflächen
Besonderheiten: Schwärmen vor allem an warmen Sommertagen aus
Schädling oder Nützling: Nützling
Färbung: dunkelbraun bis schwarz
Größe der Arbeiterinnen: 2,5 bis 4,0 mm
Vorkommen: Gärten, Wiesen und Siedlungen
Besonderheiten: Besiedeln gerne Sand- und Kalkböden
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Kann Terrassen und Wege unterhöhlen
Färbung: rotbrauner Kopf und Brustbereich, mit einem dunkelbraunen bis schwarzen Hinterleib
Größe der Arbeiterinnen: bis zu 4,5 mm
Vorkommen: Wälder, vor allem Nadelwälder
Besonderheiten: Forstschädlinge erbeutender Nützling
Schädling oder Nützling: Nützling
Färbung: schwarz bis dunkelbraun, manchmal rötlich an Kopf und Brust
Größe der Arbeiterinnen: über 1 cm
Vorkommen: Wälder und waldnahe Gebiete
Besonderheiten: leicht mit Schwarzer Wegameise verwechselbar, die etwas kleiner ist
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Holzzerstörend
Färbung: blutrot im Kopf- und Brustbereich, der Hinterleib ist dunkelbraun bis schwarz
Größe der Arbeiterinnen: 6,0 bis 8,0 mm
Vorkommen: lichte Wälder und Waldränder
Besonderheiten: Rauben andere Ameisennester aus
Schädling oder Nützling: Nützling
Färbung: hellgelb
Größe der Arbeiterinnen: 1,5 bis 3,0 mm
Vorkommen: sändige Böden und Waldränder
Besonderheiten: besitzen wie alle Feuerameisen einen giftigen Stachel
Schädling oder Nützling: Nützling
Färbung: schwarz gefärbt
Größe der Arbeiterinnen: bis zu 10 mm
Vorkommen: Wäldern, Parks, Streuobstwiesen oder Gärten mit altem Baumbestand
Besonderheiten: relativ große Ameisenart
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Holzzerstörend
Färbung: gleichmäßig schwarze, glänzende Färbung
Größe der Arbeiterinnen: ca. 5,00 mm
Vorkommen: Wälder, Parks oder städtische Grünanlagen
Besonderheiten: gehört zu den sozial parasitischen Ameisenarten
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Holzzerstörend
Färbung: Kopf rötlichbraun, mittlerer Körperabschnitt rötlich, Hinterleib dunkelbraun bis schwarz
Größe der Arbeiterinnen: bis zu 4,00 mm
Vorkommen: in Fels und Mauerwerk, unter Steinen, oder auch in morschem Totholz
Besonderheiten: Umwandlung zur Imago findet in einem weißlichen Kokon statt
Schädling oder Nützling: Schädling
Schadwirkung: Holzzerstörend
Eingeschleppte Ameisenarten in Deutschland
Viele Ameisenarten sind nicht in Deutschland heimisch, sondern nur eingeschleppt. Auch sie verdienen eine Betrachtung, da wir diese Invasoren in der Regel als Schädlinge im Blick behalten und im besten Fall abwehren sollten, bevor sie Schäden anrichten.

Argentinische Ameise
Die Argentinische Ameise (Linepithema humile) zeichnet sich durch einen schlanken Körperbau und eine hell- bis dunkelbraune Färbung aus. Die Arbeiterinnen erreichen eine Länge von bis zu zwei Millimetern. Lebensmittelspuren verfolgt diese Art selbst über weite Distanzen hinweg. Daher kann es Probleme bereiten, den Standort ihrer Nester zu finden.

Blattschneiderameisen
Hierunter sind verschiedene Ameisenarten zusammengefasst, die Pflanzenblätter mit ihren Mundwerkzeugen zerteilen können. Danach erfolgt der Abtransport in den Bau. Insgesamt sind mehr als 40 Arten bekannt. Diese Ameisen können bei Nutzpflanzen einen großen Schaden anrichten, da eine einzelne Kolonie pro Tag eine Menge an Vegetation schneidet, die dem Futterbedarf einer ausgewachsenen Kuh entspricht.

Feuerameisen
Die Feuerameisen (Solenopsis spp.) sind mit drei bis sechs Millimetern Länge bei den Arbeiterinnen besonders groß. Diese Art befällt Gebäude und Außenflächen und gehört in der Landwirtschaft zu den größten Schädlingen, da sie zum Beispiel ganze Obstplantagen leer fressen können. Auf Störungen reagieren sie aggressiv.

Pharaoameise
Die Pharaoameise (Monomorium pharaonis) ist bernsteingelb gefärbt, der Hinterleib ist braun. Die Arbeiterinnen erreichen eine Länge von bis zu 2,3 Millimetern. Diese Ameisenart tritt überwiegend in Gebäuden auf. Diese Insekten wandern gerne die Heizungsrohre entlang und suchen nach Fleisch und Fetten als Nahrung. Pharaoameisen können als Schädling in Wohnbereichen auftreten, Lebensmittel verunreinigen und Überträger von Bakterien in medizinischen Einrichtungen sein. Sie sollten daher bei einem Auftreten im häuslichen Umfeld effektiv bekämpft werden.
Schwarzkopfameise
Schwarzkopfameisen (Tapinoma melanocephalum) kommen in Gebäude und haben es auf süße Lebensmittel und Fette abgesehen. Ecken und Wandhohlräume dienen als Standorte für den Nestbau. Das Vorkommen in der feuchten Küche und im Badezimmer ist typisch. Mit einer Größe von bis zu 1,5 Millimetern handelt es sich um eine eher kleine Ameisenart.
Wohlriechende Hausameise
Die Wohlriechende Hausameise (Tapinoma sessile) ist eine invasive Art, die hauptsächlich in Nordamerika verbreitet ist. Sie frisst im Prinzip alle Lebensmittel, Süßigkeiten sind dabei bevorzugt. Das macht sie zu einem Schädling, wenn sie auf der Suche nach Nahrung in unsere Häuser eintritt. Gerade Feuchtigkeit zieht diese Ameisenart an. Werden sie zerdrückt, entfalten diese Insekten einen Kokosnuss-Geruch. Sie erreichen eine Größe von 1,5 bis 3,0 Millimetern und sind braun oder schwarz gefärbt.

Was hat es mit der Fliegenden Ameise auf sich?
Fliegende Ameisen sind keine eigene Art. Es ist vielmehr so, dass alle Ameisenarten zumindest während bestimmter Zeiten auch fliegen können. Das ist gerade während der Paarungszeit der Fall. Die Ameisen bzw. die Königinnen suchen dann nach einem neuen Standort für ihr Nest.