Zusammen mit unserem Experten, dem Fachtierarzt für Parasitologie Prof. Dr. med. vet. Norbert Mencke, stellen wir Ihnen im Folgenden die Hyalomma Zecke näher vor und geben Tipps zum optimalen Zeckenschutz.
- Woher kommt die Hyalomma Zecke?
- Wirksamer Schutz gegen heimische Zeckenarten für Ihr Haustier
- Wie wahrscheinlich ist eine Hyalomma Population in Deutschland?
Woher kommt die Hyalomma Zecke?
Die Hyalomma Zecke stammt ursprünglich aus Gebieten in Afrika und Asien. Sie ist typischerweise in den Trocken- und Halbtrocken-Gebieten dieser Regionen verbreitet. Über Zugvögel gelangen diese Zecken jedoch auch in andere Teile der Welt, einschließlich Europa. Forschungen zeigen, dass theoretisch Millionen von Hyalomma-Larven oder -Nymphen jedes Jahr mit Zugvögeln nach Europa gelangen können. Allerdings müssen sie hier auch geeignete Wirtstiere finden und überwintern können, um tatsächlich in Deutschland heimisch zu werden.
Dass in den letzten Jahren vermehrt Exemplare dieser tropischen Zeckenart gefunden wurden, bedeutet also nicht, dass Hyalomma Zecken bald zu den heimischen Zeckenarten in Deutschland gehören werden. Es deutet lediglich darauf hin, dass sich infolge des Klimawandels auch Zeckenarten aus heißeren Ländern in den gemäßigten Klimazonen ansiedeln können.
Wann wurde die Hyalomma-Zecke erstmals in Deutschland registriert?
In Deutschland wurden Hyalomma Zecken erstmals 2015 nachgewiesen. In diesem Jahr wurde ein Exemplar an einem Pferd gefunden. Seitdem wurden mehrere Funde verzeichnet, insbesondere im Jahr 2018, als sieben Exemplare entdeckt wurden. Die Funde werden vor allem auf Einschleppungen durch Zugvögel zurückgeführt, da Hyalomma Zecken bis zu vier Wochen an ihren Wirten haften können. Außerdem begünstigen heiße, trockene Sommer (wie der Sommer 2018) die Verbreitung „neuer“ Zeckenarten wie z.B. der Hyalomma Zecke, Auwald-/Wiesenzecke oder Schafzecke, die weniger hitzeempfindlich sind und weniger (Luft-)Feuchtigkeit benötigen als der Gemeine Holzbock.
Von den vielen Arten der Hyalomma Zecke wurden in Deutschland bislang nur zwei (Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes) gefunden; ob und wo weitere Vertreter der Hyalomma Art gesichtet werden könnten, lässt sich nach aktuellem Stand der Forschung nicht sicher prognostizieren.
Sie können übrigens mit dazu beitragen, die Verbreitung der Hyalomma Zecke zu dokumentieren, indem Sie jeden diesbezüglichen Fund melden. Am besten helfen Sie der Wissenschaft, wenn Sie die Zecke an das Robert Koch-Institut einschicken. Fixieren Sie den Parasiten dazu mit transparentem Klebeband auf einem Blatt Papier und schicken Sie dieses in einem geschlossenen Umschlag an:
Robert Koch-Institut
ZBS 1 – „Zecke“
Seestraße 10
13353 Berlin
Das Robert Koch-Institut (RKI) in Deutschland untersucht alle eingesandten Zecken auf Krankheitserreger und dokumentiert ihre Fundorte. Sie können auch andere Zeckenarten einsenden, die Ihnen ungewöhnlich erscheinen oder die Sie vorher an diesem Ort noch nie gesehen haben.
Spezifisches Aussehen, Größe und Besonderheiten der Hyalomma Zecke
Es gibt einige Unterschiede zwischen der tropischen Hyalomma Zecke und den heimischen Zeckenarten. So liegt die Tropenart im Größenvergleich weit vorne: Ein vollgesogenes Hyalomma Weibchen kann gut 2 cm groß werden – doppelt so groß wie der Gemeine Holzbock und auch deutlich größer als andere große Zeckenarten wie die Auwaldzecke oder die Schafzecke.
Das charakteristischste Merkmal der Hyalomma Zecke sind allerdings ihre Beine mit den auffälligen braun-gelben Streifen. Diese sind deutlich sichtbar, insbesondere auf einem hellen Untergrund. Der Körper der tropischen Riesenzecke ist oval und leicht abgeflacht. Die Grundfarbe variiert je nach Geschlecht und Ernährungsstatus von Hell- oder Dunkelbraun bis Schwarz. Einige Hyalomma Arten haben hellere Flecken auf dem Rückenschild, der Panzer ist aber nicht auffällig gemustert oder marmoriert wie bei Schafzecken oder Auwaldzecken.
Die Hyalomma Zecke ist eine zweiwirtige Zecke. Das bedeutet, dass Larven und Nymphen dieser Zeckenart sich nacheinander auf einem Wirt entwickeln. Dabei handelt es sich in der Regel um kleinere Wirtstiere, etwa Vögel und Kleinsäuger. Erst im adulten (ausgewachsenen) Stadium befallen Sie bevorzugt größere Säugetiere als zweiten Wirt, zu denen auch Menschen und deren Haustiere gehören können. Die heimischen Zecken sind hingegen dreiwirtige Zecken, bei denen sich Larven und Nymphen jeweils eigene Wirte zur Entwicklung suchen.
Nicht so gut zu erkennen, aber ebenfalls außergewöhnlich sind die Augen, von denen die Hyalomma Zecke sogar ihren Namen hat: „Hyalomma“ ist das altgriechische Wort für „Glasauge“. Sie können daher aktiv jagen und Wirtstiere verfolgen – anders als der Gemeine Holzbock und andere heimische Zeckenarten, die keine Augen haben und als reine „Lauerjäger“ geduldig warten müssen, bis ein Wirtstier vorbeikommt.
Beim Jagen kann die Hyalomma Zecke eine Geschwindigkeit von bis zu 50 cm pro Sekunde erreichen; das entspricht in etwa dem Tempo einer Hausspinne. Natürlich ist sie damit immer noch viel langsamer als ein Reiter oder Spaziergänger mit Hund, doch schnell genug, um etwa ein Pferd beim Weiden oder eine Familie beim Picknick zu erreichen.
Bestenfalls sind Mensch und Tier dann gut vor Zecken geschützt. Menschen etwa durch lange Hosen, festes Schuhwerk und langärmelige Hemden (Vorsichtsmaßnahmen, die jedoch nicht das gewissenhafte Absuchen nach angehefteten Zecken ersetzen), Hunde und andere Haustiere durch repellierende Mittel, die Zecken und andere Parasiten fernhalten bzw. vertreiben.
Welche Krankheitserreger kann die Hyalomma-Zecke übertragen?
Hyalomma Zecken gelten als potenzielle Überträger (Vektoren) von Krankheitserregern, die beim Menschen zu Tropenkrankheiten wie dem Krim-Kongo-Hämorrhagischen-Fieber (CCHF) und einer Variante des tropischen Zecken-Fleckfiebers führen können. Das Krim-Kongo-Virus wurde bisher nicht in den eingewanderten Hyalomma Zecken nachgewiesen, ebenso wenig wie Bakterien, z. B. Borrelien Anaplasmen oder Babesien. Mehrere Exemplare beherbergten jedoch das Bakterium Rickettsia aeschlimannii, welches möglicherweise das Zecken-Fleckfieber bei Menschen auslösen kann.
Hyalomma Zecken sind laut aktuellem Kenntnisstand vor allem für tropische Nutztiere gefährlich. Als Krankheitsüberträger für Hunde, Katzen und andere Haus- und Nutztiere in Deutschland traten sie bisher nicht auf.
Die größte Zeckengefahr besteht hier nach wie vor durch den Gemeinen Holzbock, die mit Abstand häufigste Zeckenart in Deutschland. Seine Stiche können bei Hunden und Katzen zu Ehrlichiose, Babesiose, Anaplasmose und zahlreichen anderen Krankheiten führen. Menschen in den Risikogebieten sollten sich gegen FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) impfen lassen und jeden Zeckenstich genau beobachten, um eine Infektion mit Borreliose auszuschließen. Zeigen sich flächige Hautrötungen (die sog. Wanderröte) um die Stichstelle, kann das ein Hinweis auf Borreliose sein. In diesem Fall gehen Sie bitte umgehend zum Arzt, um sich testen und ggf. behandeln zu lassen. Allerdings ist das Ausbleiben der Wanderröte keine Garantie dafür, dass keine Borrelien übertragen wurden. Achten Sie daher nach einem Zeckenstich auch auf weitere Symptome wie Müdigkeit, Fieber, Erkältungsbeschwerden oder allergische Hautreaktionen.
Wirksamer Schutz gegen heimische Zeckenarten für Ihr Haustier
Bei Zeckenstichen gilt: Vorbeugen ist besser als Nachsorgen. Die einheimischen Zecken, allen voran der Gemeine Holzbock, haben keine zu definierende Saison. Sie sollten Ihr Haustier also ganzjährig vor Zeckenstichen schützen. Dafür stehen Ihnen verschiedene wirksame Mittel zur Verfügung, die repellierend, das heißt, abwehrend gegen Zecken wirken.
Repellierende Mittel gegen Zecken bei der Katze
Für optimale Prävention empfehlen wir das ARDAP Spot-On für Katzen. Spot-Ons schützen pro Verpackung bis zu 12 Wochen lang und sind besonders leicht anzuwenden. Für Freigänger bietet es sich alternativ an, das ARDAP Zecken- und Flohhalsband für Katzen zu verwenden. Auf ihren Streifzügen sind die Samtpfoten damit bis zu 4 Monate lang vor Zecken und Flöhen geschützt. Zusätzlichen Schutz, insbesondere an bevorzugt von Zecken befallenen Stellen wie Schwanzansatz und Pfoten, erhält Ihre Katze außerdem mit dem ARDAP Zeckenspray oder dem ARDAP Zeckenpuder.
Repellierende Mittel gegen Zecken beim Hund
Das ARDAP Spot-On für Hunde bietet pro Verpackung bis zu 12 Wochen Schutz und wehrt mithilfe des Wirkstoffs Pyrethrum aus der Chrysantheme neben Zecken auch andere Parasiten ab. Alternativ zum Spot-On bietet sich das ARDAP Zecken- und Flohhalsband für Hunde an, welches zusammen mit dem normalen Hundehalsband getragen werden kann.
Zum gezielten Schutz von Hals, Schwanzansatz oder Pfoten, die besonders gern von Zecken befallen werden, können Sie diese Stellen vor einem Ausflug mit dem ARDAP Zeckenspray oder ARDAP Zeckenpuder behandeln.
Für Hunde empfiehlt sich außerdem das ARDAP Zeckenshampoo für Hunde. Das Shampoonieren beugt Zecken und anderem Ungeziefer vor und sorgt für ein gepflegtes, hygienisch frisches Fell.
Die richtige Zeckenentfernung
Wenn eine Zecke bereits festsitzt, können Sie diese mit dem Zeckenhaken-Set entfernen, das sich einfach am Schlüsselbund oder der Hundeleine befestigen lässt und damit immer griffbereit ist. Oder Sie verwenden die ARDAP Zeckenzange, welche dank des integrierten Zeckenhakens sowie Pinzette eine praktische 2-in-1-Funktion bietet.
Um Zeckenhaken oder Zeckenzange bei Hund und Katze sicher zu verwenden, beruhigen Sie Ihr Tier, während Sie – z. B. bei gleichzeitigem Kraulen – zunächst die Stichstelle freilegen. Sobald Sie die Zecke gut im Blick haben, setzen Sie das Werkzeug an. Um die Zecke zu entfernen, fassen Sie sie direkt hinter dem Kopf und ziehen sie vorsichtig heraus. Vermeiden Sie es, den Zeckenkörper bei der Entfernung zu quetschen, denn dadurch können Keime in den Körper des Wirts gelangen.
Ziehen Sie Zecken außerdem immer gerade heraus, sie sollten beim Entfernen bestenfalls nicht gedreht oder „herausgeschraubt“ werden. Und keine Sorge, falls der vorderste Teil (Mundwerkzeuge, „Zeckenkopf“) abreißt und in der Haut verbleibt: Von diesem Rest geht in der Regel keine Gefahr für Ihr Tier aus, denn er wird meistens vom Körper als Fremdkörper abgestoßen. Desinfizieren Sie in jedem Fall die Stichstelle und beobachten Sie diese einige Tage lang. Bei ungewöhnlichen Hautreaktionen oder allgemeinen Krankheitszeichen vereinbaren Sie zur Sicherheit einen Termin in der Tierarztpraxis.
Wie wahrscheinlich ist eine Hyalomma Population in Deutschland?
Es ist schwer vorauszusagen, ob sich eine Hyalomma-Population in Deutschland fest etablieren wird. Laut dem Robert Koch-Institut könnten jedes Jahr Millionen von Hyalomma-Larven oder -Nymphen mit Zugvögeln nach Deutschland gelangen. Trotzdem wurden hier bisher nur wenige adulte Zecken gefunden. Dies legt nahe, dass die klimatischen Bedingungen für eine dauerhafte Hyalomma-Population in Deutschland noch nicht gegeben sind. Das könnte sich allerdings ändern, wenn es aufgrund des Klimawandels immer mehr heiße, trockene Sommer und milde Winter geben sollte.